Ich kümmere mich um mich

8. Oktober 2020

„Selfcare“ und „Selflove“ sind häufig verwendete Begriffe (35,5Mio. & 50,3Mio. Hashtags auf Instagram).

Aber mal im Ernst jetzt, wie sehr sorgst du dich eigentlich um dich? Wir sorgen uns immer um alle. Wir VERsorgen unsere Kinder, vielleicht auch noch Eltern und Großeltern. Und wir machen uns meistens auch noch Sorgen um sie. „Geht es allen gut?“ „Sind sie gesund?“ „Kümmer ich mich genug um sie/ihn?“ 

Und sehr wahrscheinlich bist du auch ein ganz empathisches Wesen und denkst an deine Freund*innen, schenkst ihnen deine Aufmerksamkeit, bist für sie da, wenn es ihnen nicht gut geht. Machst ihnen kleine Freuden. Mega schön. Und bitte bleib genau so!

Wie machst du das denn bei dir selbst? Sorgst du dich um dich? Kümmerst du dich um dich? Was tust du, wenn es dir einmal nicht gut geht? Machst du dir kleine Geschenke, backst dir den schönsten Kuchen und belegst deine Brote mit lachenden Gesichtern? Achtest du auf dich, wie du es bei deinem Kind tust? Schaust du bei dir genau hin und siehst die kleinsten Anzeichen von körperlichen Schmerzen, Stress, Überforderung, Trauer, um dann ganz lieb und genauso gut zu dir zu sein, wie du es bei deinen Kindern, Eltern oder Freund*innen wärst?

Wenn du da schon bist, Chapeau! Der Weg dorthin war bestimmt nicht einfach. Wir drei lernen das immer noch. Jede auf eine andere Art. Die Frage ist aber, wieso wir das jetzt erst lernen?

Was wir von unseren Eltern (viele von uns und bestimmt nicht alle) gelernt haben ist doch eher Folgendes: „Sei sozial! Sei gut zu anderen! Sei hilfsbereit! Achte auf deine Umwelt! Sei immer lieb! Sei stark!“ 

Und ja, bitte, diese Welt braucht auch dringend mehr soziales Engagement und bitte keine kleinen Egomanen. Das ist schon richtig so! Aber was fehlte war noch ein anderer wichtiger Teil: „Achte auf dich! Fühl, wie es dir geht! Kümmere dich gut um dich! Liebe dich selbst! Sei auch mal schwach und weich!“

Ich hab erst Anfang dreißig angefangen, mich um mich zu kümmern. Und es hatte nichts mit meinem Mutterdasein zu tun, dass ich das vorher noch nicht getan habe. Und ich bin schon schlimm „gescheitert“. Gut geklappt hat die Selbstfürsorge bisher noch nicht und jetzt bin ich 37. Ich übe noch und werde immer besser darin, auf mich zu achten. 

Immer wieder merke ich den Druck, dass es mir nicht schlecht gehen darf und bin schwer damit beschäftigt es mir schnell wieder gut gehen zu lassen. Im letzen Jahr hab ich in meinem Lieblingspodcast Endlich Om von Stefanie Luxat weise Worte gehört, die mich schwer beeindruckt haben. Ildiko von Kürthy antwortete auf die Frage, was sie denn tun würde, wenn mal nichts mehr geht und eben nichts mehr läuft Folgendes: „Dann lass ich es mir so richtig schlecht gehen!“

Diesen Satz habe ich mir auf einen Post it geschrieben und in die Küche gehängt. Seit dem lass ich es mir wirklich auch mal schlecht gehen, wenn es mir schlecht geht. Und versuche nicht immer gleich alles weg zu machen und trage diesen Satz weiter in die Welt. Danke dafür und für die vielen wunderbaren Gedanken, die ich aus dieser (und vielen weiteren) Folgen mitnehmen konnte. 

Sicherlich, versuche ich mir Fähigkeiten anzutrainieren, die mich davor beschützen, dass es mir nicht ganz so schnell sehr schlecht geht. Klappt nicht immer gut. Meditation, Yoga, Stille, Raum & Zeit für mich alleine sind notwendige Mittel, die funktionieren. Trotzdem gibts Scheißtage, und an denen können wir es uns auch schlecht gehen lassen und uns um uns sorgen. Wichtig. 

Meinen Kindern werd ich das dann jetzt schon mal ans Herz legen: „Achte auf dich und dein Umfeld! Liebe dich selbst und horch genau hin, was Kopf, Herz, Seele & Körper brauchen! Trete für dich und deine Bedürfnisse ein! Nimm dir den Raum den du brauchst!“ 

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ganz wunderbar soziale und emphatische Wesen werden und es auch schon sind, wenn sie auf ihr Herz achten und für sich selbst gut sorgen. Und ich, ich übe noch ein bisschen weiter und lerne von meinen Kindern, die das jetzt schon oft richtig gut machen.

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