Und die Frage kommt…
Mama, wieso hab ich keinen Papa? Vor genau dieser Frage hab ich mich so lange gefürchtet. Wusste aber auch gleichzeitig, dass meine Tochter sie mir stellen wird. Vor genau einem Jahr war es dann soweit. Mitten im Urlaub. Wir waren mit Steffi und ihrer Tochter auf einem Pony-Hof und an diesem Tag waren wir im Freibad. Meine Tochter und ich liefen zum Pommes-Stand, wie man es halt so vorbildlich im Freibad macht, hehe. Auf dem Weg dahin kam uns eine Familie entgegen, die halt aus Mama, Papa und Kind bestand. Was mich mittlerweile gar nicht mehr aus dem Konzept bringt. Früher war das auch mal anders. Mich hat aber die plötzliche Frage meiner Tochter nach ihrem Vater komplett aus dem Konzept geworfen. Innerlich schrie ich „“Nein, bitte nicht! Oh, komm schon. Wieso denn jetzt bloß?! Mäh, will nicht! Kann mich bitte jemand retten?!“ Und äußerlich sagte ich ganz erwachsen zu meiner Tochter: „Du hast einen Papa, Süße. Der ist nicht bei uns, weil er krank ist.“
Meine Tipps, wie du damit umgehen kannst
Damit war es natürlich noch nicht vorbei. Meine Tochter wollte natürlich mehr über ihn wissen und ich hatte ja bei Sabine, die du aus der Reihe „Q&A mit Sabine“ kennst, gelernt, die Wahrheit zu erzählen. Manche von uns neigen ja dazu, den Vater auf ein Podest zu stellen, obwohl diese da gar nicht hingehört, um einfach dem Kind/den Kindern wenigstens einen tollen Vater zu der Fantasie zu schenken. Und wieder andere machen den Vater ungerechterweise extra schlecht, weil sie den Frust aus der Paarbeziehung da mit reinnehmen.
Ich würde auf jeden Fall von beidem abraten, denn im ersten Fall, also der Glorifizierung, fragt sich das Kind irgendwann „Warum taucht er denn nicht auf, wenn er denn so toll ist“ oder das Kind macht die Mutter dafür verantwortlich, dass der tolle Vater keinen Kontakt sucht, weil die Mutter sich dem in den Weg stellt oder ähnliches. Und im zweiten Fall kommt es bei dem Kind zu einem Loyalitätskonflikt, denn es fühlt vielleicht anders, als es die Mama sagt und denkt, es muss sich entscheiden. Deshalb würde ich empfehlen, bei der Wahrheit zu bleiben. Und auch, wenn es manchmal hart für unsere Kinder ist, so hat es selbst die Wahl, sich eine Meinung zu bilden. Und das halte ich für ganz wichtig. Also das unsere Kinder nicht unsere Meinung aufgestülpt bekommen.
Kommen wir aber wieder zu dem, was nach der Frage meiner Tochter nach ihrem Papa so alles kam. Zum einen war sie total froh und stolz, dass sie ja doch einen Papa hat und hat es auch gleich Steffi und ihrer Tochter erzählt. Was für mich echt mega süß war. Und mein erster Schrecken ließ dann auch im Laufe des Tages wieder nach. Sie hat mich dann auch gefragt, warum wir nicht mehr zusammen sind und wo er jetzt lebt und ob wir ihn besuchen können. All diese Fragen hab ihr natürlich beantwortet. Also dass wir uns nicht mehr lieb hatten und dass wir ihn gerade nicht besuchen können.
Und dann tröste ich…
Manchmal ist es auch so, dass meine Tochter dann auf einmal aus dem nichts sagt, dass sie ihren Papa vermisst. Ich nehme sie dann einfach in den Arm und wenn es dann in dem Moment passt, dann frage ich sie, ob wir uns ein paar Bilder oder Videos von dem beiden anschauen wollen. Wir hatten ja, wie alle frisch gebackenen Eltern, gefühlt das komplette erste Jahr Bilder und Videos nur von unserer Tochter gemacht. Ich weiß nicht, ob du das kennst, hehe. Und wenn wir uns das dann gemeinsam anschauen, dann ist sie meist nach 5 Minuten wieder voll entspannt. Es beruhigt sich also wieder recht schnell, das Vermissen ihres Vaters. Und ich freue mich so darüber, dass das so gut klappt. Ich hatte wirklich so krass Schiss vor genau dieser Geschichte und es läuft doch echt erstaunlich gut. Was ich damit sagen möchte, ist, dass wir vielleicht oft mehr Schiss haben vor etwas, als nötig und uns deshalb nicht trauen, etwas zu tun oder zu sagen. In meinem Fall war es für mich echt ein so großes Learning und ich lasse mittlerweile immer mehr meine Tochter selber entscheiden. Natürlich ohne sie zu überfordern. Ich bin ja immer noch die Mama und das ist ja auch gut so, Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Geschichte eine Inspiration oder einen Impuls geben. Ich schicke dir ganz viel entspannte Zeit und ganz viel Liebe.
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